Wir können uns diese Investition nicht leisten!

LOGOXXX - PressemitteilingDie Salzlandgrünen zum geplanten Bau eines Schlachthofes in Bernburg

24.000 Schweine sollen täglich wohl nicht nur aus Deutschland nach Bernburg gefahren, dort verarbeitet und dann als Fleischware international versendet werden. Dazu kommen die Belastungen durch Lärm und Geruch der Viehtransporte und wohl auch durch die Ausbreitung von großen Mengen an Gülle.

Unabhängig davon, dass wir aus ethischen Gründen für die möglichst artgerechte Haltung von Tieren sind, treten wir für regionale nachhaltige Wirtschaftskreisläufe ein und nicht für durch Subventionen völlig absurde globale Verteilung von minderwertigen industrialisierten Nahrungsmitteln. Diese Investition rechnet sich nicht, insbesondere nicht für die Stadt Bernburg (Saale), und zerstört alles, was die Stadt über Jahre an so genannten weichen Standortfaktoren, wie den Tourismus und eine lebendige Hochschulstadt, aufgebaut hat.

Für den Bau eines Schlachthofes in Bernburg muss der Steuerzahler wohl noch zusätzlich richtig tief in die Tasche greifen. Die Kläranlage muss in der Kapazität annähernd verdoppelt werden, was wohl dann der Bernburger Verbraucher mitfinanzieren müssen genauso wie die zusätzliche Trinkwasserleitung.

Die zu erwartenden neuen Arbeitsplätze sind grundsätzlich sehr erfreulich. Durch einen höheren Rationalisierungsgrad im Vergleich zum genannten Referenzwerk in Polen kann von maximal 350 neuen Arbeitsplätzen ausgegangen werden.

Die in der MZ genannte Zahl von ca. 2.500 neuen Arbeitsplätzen kann nach vorliegenden Unterlagen und Fakten nicht nachvollzogen werden. Bei den errechneten Zahlen geht es keineswegs um neue Arbeitsplätze – sondern um bestehende Arbeitsplätze, die verlagert werden sollen.

Der geplante Schlachthof in Bernburg würde zu massiven Verdrängungseffekten auf dem Schlachthofmarkt führen. Die größten Schlachthöfe zahlen je Schlachttiere einen deutlich niedrigeren Preis für die Fleischbeschau durch Amtsveterinäre als mittelständische Schlachthöfe oder gar bäuerliche selbst schlachtende Tierhalter. Überregional werden alleine schon aus dieser Sicht die wenig verbliebenen mittelständischen Schlachtbetriebe wirtschaftlich ruiniert.

Leider zeigen die Vergleiche mit anderen Großschlachtbetrieben in Mitteldeutschland, dass so geschaffene Arbeitsplätze in der Regel so gut wie nicht in der Region wirken, sondern über Werkvertrag scheinselbständige EU- Bürger aus Nachbarländern beschäftigt werden. Daher kann das Argument der Schaffung neuer Arbeitsplätze die Arbeitsmarktsituation vor Ort nur unwesentlich verbessern. Bliebe zu hoffen, dass die Gewerbesteuer nach den Abschreibungen in den ersten Jahren durch die dauerhafte Betriebsanmeldung in Bernburg in ferner Zukunft Einnahmen für die Stadt generieren könnte.

Die beabsichtigte große Schlachtzahl pro Tag wird zu einem großen Einzugsgebiet der Tiertransporte zum Schlachthof führen und entsprechend auch zu einer hohen Zahl von Fleischtransporten vom Schlachthof.

Der direkte wirtschaftliche Effekt für Bernburg ist, dass das Image der Stadt mit dem Großschlachthof für Schweine verbunden wird, etwas anderes sieht man ja dann nicht mehr vor der A14 und der B6N. Bernburg wird unmittelbar anderen innovativen Firmen keine attraktiven Gewerbeflächen mehr anbieten können. Bernburger in der Innenstadt werden durch den in der Planung nicht vorgesehenen erheblichen zusätzlichen LKW- Verkehr eine deutliche Lärmbelastung zu erwarten haben. Vor allem im Bereich des Studentenwohnheims an der Kreuzung der B 6n mit der Magdeburger Straße und dem südlichen Rand der Siedlung „Zickzackhausen“ (zwischen Magdeburger Straße und Bodestraße) und wohl auch an der neuen Saalebrücke im Zuge der B 6n könnte sich die Situation verschärfen, da ein Großschlachthof ja rund um die Uhr arbeitet.

 

Wirtschaftlich interessant ist dieser große Massenschlachthof nur für den internationalen Unternehmer aufgrund der Fördermittel. Die Rechnung zahlen die Bernburger, die dann wohl auch noch für den Rückbau der 10 Hektar großen Fabrikanlage aufkommen müssen, wenn der Unternehmer keine Förderung mehr bekommt.