Gelingt Bildung in der Corona Krise?

von: Karin Rehder, Förderschulrektorin a.D , Ortsgruppe: Egeln

Ausgehend vom Landeswahlprogramm in welchem es  u.a. zu Beginn der Kapitel  Bildung heißt: Es kommt auf mehr Gerechtigkeit und eine höhere Qualität an. Gemeinsam mit allen Beteiligten wollen wir unsere Bildungslandschaft im Sinne Lebenslangen Lernens weiterentwickeln, gleichzeitig wollen wir mit dezentralen  Schulstrukturen die ländlichen Räume stärken.

Wie sieht es aus an unseren Schulen?

Seit 2016 standen 5,5 Milliarden Euro  für Schulen zur Verfügung. Damals wurde der Digitalpakt Schule ins Leben gerufen, bis 2020 waren davon nur 0,9 % an den Schulen angekommen. Die Mittel zur Digitalisierung wurden im Dezember 2020 auf 7Milliarden Euro aufgestockt. Das Geld floss und  fließt nur langsam, da die bürokratischen Hürden sehr vielfältig sind. Sicher ist die Antragstellung schwierig, da die Schulen einen Medienentwicklungsplan einreichen müssen, vielleicht nahmen und nehmen Schulen auch aus eben diesem Grund Abstand von der Antragstellung.

Als am 13. April 2020  der erste Lock down mit Schulschließungen einherging, traf es Schule völlig unvorbereitet. Schulische Plattformen waren fast nicht verfügbar und brachen zusammen, Arbeitsblätter wurden per Mail verteilt. Die Pandemie hatte alle überrollt!

Die Frustration in Familie stieg sehr stark. Homeschooling und Homeoffice  war und ist schwer miteinander vereinbar.

Als der Lock down endet bedeutet es für die Schüler, dass eine klaffende Bildungslücke überwunden werden muss. Was wurde getan, um sie zu schließen? Wurde vom Kultusminister, dem Landesschulamt nachgedacht inwieweit die individuellen Lernfortschritte sichtbar gemacht werden können?

Im Dezember 2020 wurden die Schulen wieder geschlossen. Lernplattformen funktionierten besser, Kommunikation fand oftmals mit den Lehrern statt in Form von Chats, Mails … Bildungslücken blieben. Eine statistische Erhebung zeigt, dass Schüler/innen maximal ca. 3 Stunden täglich am Lehrstoff gearbeitet haben.

Da Bildung den Ländern zugeordnet ist, kann jedes Bundesland selbstständig darüber entscheiden, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen.  Durch das föderale System in der Bildungspolitik werden die jeweiligen Maßnahmen zur Anwendung kommen. Es ist allerdings von Vorteil, wenn sich die KMK auf ein einheitliches Vorgehen einigen würde, um Schulen gemeinsam voran zu bringen. Einer statistischen Erhebung  zufolge, spricht sich die Mehrheit der Bevölkerung für eine grundsätzliche, einheitliche bildungspolitische Entwicklung aus

Durch die Pandemie treten die Schwachstellen im Bildungssystem offen zu Tage.

Die Digitalisierung  wurde von der Regierung, aber auch von den Ländern sowie von den SL und Lehren verpasst. Es wurden nicht genügend Anstrengungen unternommen, um die zweite Schulschließung damit besser vorzubereiten.

Was muss getan werden:

  • Die zur Verfügung stehenden Gelder aus dem Digitalpakt Schule müssen schnellstens an die Schule gelangen, die bürokratischen Hürden müssen abgebaut werden.
  • Lehrer müssen verbindlich geschult werden, um bei Schulschließungen online qualifizierten Unterricht durchführen zu können. Nicht erst in ein, zwei Jahren sondern gestern und sofort. Dies kann an der jeweiligen Schule verpflichtend geschehen.
  • Die Chancengleichheit der Schüler muss mehr in den Focus gerückt werden. Lernunlust verstärkt durch familiäre Umstände während Homeschooling , entstandener Stress, psychosomatische Beschwerden  müssen aufgearbeitet werden.
  • Schüler/innen, welche sich die techn. Ausrüstung nicht leisten können, müssen kostenfrei ausgestattet werden.
  • Zusätzliche kostenfreie Unterstützungen von Schüler/innen, die bisher nicht erreicht werden konnten z.B. Nachhilfe, Referendare.
  • Bessere Betreuung von Schüler/innen aus benachteiligten Verhältnissen (Schulsozialarbeiter, Teamgespräche)

Es ist Anlass genug darüber nachzudenken“ Schule neu zu erfinden“

Bei Interesse kann hier nachgelesen werden:

Forschungsergebnisse:

Bildung in der Coronakrise: Wie haben die Schulkinder die Zeit der Schulschließungen verbracht, und welche Bildungsmaßnahmen befürworten die Deutschen?
von: Ludger Wößmann, Vera Freundl, Elisabeth Grewenig, Philipp Lergetporer, Katharina Werner und Larissa Zierow*